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KGS Tarmstedt will weg vom Turbo-Abi
Die Kooperative Gesamtschule Tarmstedt will weg vom Turbo-Abitur. Die Reifeprüfung nach zwölf Jahren soll bald Vergangenheit sein. Die Gesamtkonferenz hat sich bereits einstimmig zurück in Richtung klassisches Abitur nach längerer Schulzeit ausgesprochen. Der Schulvorstand will kommende Woche darüber beraten – und wird wohl zustimmen, da sich Schule, Schüler, Kollegium und Eltern im Prinzip einig seien, bestätigt Schulleiter Michael Berthold. „Ich freue mich, dass es so kommt“, sagt er. Damit blieben die Schüler noch ein Jahr länger in ihrem Schulzweig zusammen.
Die Gymnasial-Schüler bekamen bisher ab der Klasse 5 eine ganze Reihe Extra-Stunden, weil die Unterrichtsinhalte wegen der verkürzten Schulzeit gestrafft worden waren. Das Abitur werde auch nach 13 Jahren nicht einfacher, so Berthold, aber die Schüler hätten dann mehr Zeit zum Reflektieren der Inhalte.
Erschienen in der Wümme-Zeitung am 17.10.2013
Die Schulzeitverkürzung führt dazu, dass heute bisweilen gerade erst 17-jährige Abiturienten an die Uni-Türen klopfen. „Sie sind noch gar nicht reif für die Universitäten“, findet Berthold. „Einzelne Hochschulen bieten Nachhilfeunterricht für Studienanfänger an, um das fehlende Schuljahr wieder zu kompensieren.“ Berthold ist zwar kein Freund des Turbo-Abiturs, aber ein Anhänger des deutschen Schulsystems. „Leider“, sagt er, „doktern wir zu viel herum.“
Konkurrenz zu Zeven
Jugendliche können seit 2004 an der KGS Tarmstedt ihre Reifeprüfung ablegen. In den ersten Jahren war das nach 13 Jahren möglich, wenig später nur noch nach zwölf. Damit sollte die Schule gegenüber dem St. Viti-Gymnasium in Zeven konkurrenzfähig bleiben. Die meisten Lehrer waren jedoch gegen die Entscheidung, in kürzerer Zeit zum Abitur zu gelangen, erinnert Berthold. „Hinterher ist man immer schlauer.“
Um wieder die Reifeprüfung ohne verkürzte Schulzeit zu ermöglichen, muss die Samtgemeinde Tarmstedt als Schulträgerin nun einen Antrag beim Kultusministerium stellen. Der Schulausschuss der Kommune tagt am 31. Oktober, Samtgemeindeausschuss und Samtgemeinderat in den Wochen darauf. Falls die Gremien grünes Licht geben, würde der jetzige 9. Gymnasial-Jahrgang sein Abitur noch nach zwölf Jahren ablegen, die heutigen Jahrgänge 5 bis 8 dann nach erst 13 Schuljahren. Schulleiter Michael Berthold ist sich sicher, dass die Politik sich für das alte G9-Modell aussprechen werde, auch wenn das für die Kommune teurer wird, denn ein Jahr mehr Unterricht verursache schließlich auch mehr Kosten. „Wir sind in einem guten Dialog.“
Das Turbo-Abitur erregt seit seiner Einführung im Schuljahr 2006 unter dem damaligen Kultusminister Bernd Busemann (CDU) die Gemüter. Achtjährige Gymnasialzüge wurden in Deutschland als Modellversuche schon seit 1991/92 angeboten. Hintergedanke war, dass viele Experten fanden, dass das Schulabgangsalter nach dem Abitur mit mehr als 19 Jahren im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu hoch sei.
Der Schulausschuss der Samtgemeinde Tarmstedt tagt am Donnerstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr in der Pausenhalle der Grundschule Tarmstedt (Hauptstraße 6). Die Sitzung ist öffentlich, Bürger können zu Beginn Fragen stellen. Weitere Themen sind unter anderem die Hortbetreuung, Unterhaltungsmaßnahmen der Schulen und die Beleuchtung in der Sporthalle der Kooperativen Gesamtschule.