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Kapitän Berthold übernimmt das Steuer
Der Blaue Dampfer hat einen neuen Kapitän. Gestern wurde der neue Schulleiter der Kooperativen Gesamtschule Tarmstedt, Michael Berthold, offiziell begrüßt. Vom Vertreter der Lüneburger Landesschulbehörde gab es neben der Ernennungsurkunde das wichtigste Utensil für die Navigation: Volker Wrigge überreichte Berthold das hölzerne Steuerrad.
Tarmstedt. Schon seit einigen Monaten arbeitet Michael Berthold im Schulleitungsteam der Kooperativen Gesamtschule Tarmstedt (KGS) mit und hat noch während dessen Dienstzeit Einblicke in die Arbeit des vorigen Schulleiters Günther Moje bekommen. Seit August ist Berthold ganz offiziell Chef der KGS, und gestern, eine Woche nach Schulbeginn, wurde er von Eltern, Schulträger, Schülern und Kollegen bei einem Festakt begrüßt. Dabei wurde vor allem eines klar: In den exakt 32 Tagen im Amt, das hatte der didaktische Leiter Eugen Kolodziej nachgezählt, hat Berthold schon so viel Eindrücke hinterlassen, dass es bei einem bloßen "Leinen los" und "Ahoi" für die Begrüßung nicht bleiben konnte.
Eugen Kolodziej würdigte nach etwa vier Wochen enger Zusammenarbeit die klare, freundliche und aufgeschlossene Art Bertholds. Nachdem er die Oberstufe an der Integrierten Gesamtschule in Osterholz-Scharmbeck aufgebaut und seine Aufgaben dort erledigt hatte, habe er wohl nach neuen Herausforderungen gesucht. "Und wir sind eine neue Herausforderung", versicherte er mit einem Augenzwinkern.
Die Schüler hatten einmal mehr die maritimen Begriffe genutzt, auf der Bühne prangte ein großer, gemalter Dampfer namens Berthold. Die Schülervertreter nutzten die Zeit, um ihre Wünsche und auch Kursänderungen vorzutragen – munter wie ein Fisch möge er sein und Vertrauen in die Schüler haben, hieß es. Frech wurde auch der Wunsch nach Handynutzung in den Pausen vorgetragen, ebenso wie ein Süßigkeitenautomat, aber eben auch Schülernähe. Dass sie auch artistisch und musisch eine Menge drauf haben, bewies die Zirkus-AG, der Chor und die Musik-AG. Uwe Sanwald betonte als Elternratsvorsitzender, dass die KGS einmalig in Niedersachsen sei. Eltern seien zufrieden,und auch die meisten Schüler fühlten sich wohl – "manche geben‘s nur nicht zu", sagte Sanwald. Gemeinsam mit Berthold wollten die Eltern die KGS zu einem Lernort machen, "an dem sich alle wohlfühlen". Tarmstedts Samtgemeindebürgermeister Frank Holle bedauerte, dass Berthold mit der KGS eine Baustelle übernehme. "Aber man kann ja schon sehen, wie es einmal werden soll", meinte er und wies darauf hin, dass kommenden Dienstag die Außensportanlage übergeben wird. Ein Schulleiter, räsonierte der Verwaltungschef, müsse neben pädagogischen Fähigkeiten auch in der Lage sein, als Kommunikator, Mediator, Moderator und Manager der Schule aufzutreten. Dafür sicherte Holle dem Schulleiter seine Unterstützung zu.
Selbstbewusstsein stärken
Stehende Ovationen gab es für Erich Sievert, unter dessen Leitung die KGS einst ins Leben gerufen wurde. "Mein Herz hängt an dieser Schule", sagte er. Eine Schule müsse das Selbstbewusstsein aller Kinder stärken, betonte er. "In jedem Kind steckt ein Mensch, den man achten und respektieren sollte – unabhängig vom Intellekt." Er ermutigte Berthold außerdem, auch mal dem Kultusministerium zu widersprechen. "Nicht alles, was von dort kommt, ist umsetzbar und praxisfähig." Eine Form von Zivilcourage sei auch, Erlassen zu widersprechen. "Halten Sie die Pädagogik hoch", rief er Berthold zu.
Der bezeichnete sich und Sievert als "Brüder im Geiste" und dankte allen Rednern für warme Worte und den herzlichen Empfang – vor allem aber seinem Vorgänger Günter Moje, der ihm den Übergang leicht gemacht habe. "Es ist eine tolle Grundlage, wenn der Schulträger sagt: Wir sind stolz auf unsere Schule", sagte er mit Blick auf die Samtgemeinde. Natürlich müssten auch Traditionen und der Kurs angepasst werden – das gehe aber nur auf eine transparente, kommunikative, loyale und kritische Weise auf Augenhöhe.
Wie gut die Welt von morgen werde, müsse gemeinsam gestaltet werden. "Darum ist dieser Beruf so etwas Besonderes", betonte Berthold. Schwierig manchmal zwar, aber auch ein Geschenk, am Gestalten teilzuhaben. Zusammen mit den Grundschulen, den Eltern, Lehrern, der Verwaltung, der Kirche und den Betrieben in Tarmstedt und umzu müsse Kindern eine Haltung vermittelt werden, um so jedem gemäß der eigenen Möglichkeiten einen Platz in der Welt zu geben. "Es gibt viel zu tun – und ich freue mich tierisch darauf."
erschienen in der Wümmezeitung am 12.09.2012 -> Hier klicken, um den ganzen Artikel zu lesen.