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KGS Tarmstedt ist „Plattdüütsche School“
Tarmstedt. Die KGS Tarmstedt darf sich nun offiziell „Plattdeutsche Schule“ nennen. Von Kultusminister Grant Hendrik Tonne haben Schulleiterin Sandra Pohl und die Plattdeutsch-Beauftragten Katja Langwich und Heike Hiestermann die Plakette für ihr Schulgebäude sowie eine Urkunde bekommen. An sechs weitere Schulen in Niedersachsen wurde diese Auszeichnung erstmals vergeben, sieben Grundschulen haben eine Verlängerung bekommen. Landesweit tragen jetzt 40 Schulen dieses Siegel.
Die Lehrerin Hiestermann spricht von einem „vollen Erfolg“. Seit über zwei Jahren habe die kooperative Gesamtschule darauf hingearbeitet und sei bereits in mehreren Wettbewerben erfolgreich gewesen. Außerdem finde an der KGS immersiver Unterricht statt. Das bedeutet, dass verschiedene Fächer wie Religion, Erdkunde oder Sport auf Plattdeutsch unterrichtet werden. So könnten die Schülerinnen und Schüler ganz nebenbei lernen, die Sprache zu verstehen. „Wir bemerken ein starkes Interesse und eine große Motivation unter den Schülern“, berichtet Hiestermann. „Gerade die jüngeren Schülerinnen und Schüler sind da sehr begeisterungsfähig. Ab Klasse 7 nehmen dann die Hemmungen, die Sprache wirklich zu sprechen, leider etwas zu.“
Die Wahlpflichtkurse werden von den beiden Plattdeutsch-Beauftragten geleitet und überwiegend in der Jahrgangsstufe 7 angeboten. Hiestermann hofft, dass die Kurse nun noch stärker verankert werden. Wie so oft mangele es aber an Lehrkräften. Umso mehr freue sie sich, dass Lehrerinnen und Lehrer aus der Sekundarstufe I ohne Plattdeutsch-Kenntnisse nun die Möglichkeit haben, einen Zertifikatskursus zu belegen, um sich für die Regionalsprache zu qualifizieren und methodische und didaktische Konzepte zu erlernen.
Seit 2016 seien die aktive Pflege und der Erhalt der Regionalsprache fest im Schulprogramm der KGS Tarmstedt verankert. Das ist auch von außen sichtbar: Die Räume in der Schule sind zweisprachig – plattdeutsch und hochdeutsch – beschildert.
Neben den Wahlpflichtkursen bietet die KGS auch einen plattdeutschen Lesewettbewerb an. Zudem gibt es eine Plattdeutsch-AG sowie die Aktion „Freedag is Plattdag“, an dem zum Beispiel auch die Mensapläne zweisprachig erscheinen oder die Fünftklässler von anderen Schülerinnen und Schülern und der Samtgemeindebücherei bespaßt werden. Auch die Schülerfirma und das Fach Darstellendes Spiel beziehen die plattdeutsche Sprache kreativ in ihre Arbeit ein.
Aktuell versuche die Schule auch, die Sprache mehr mit den digitalen Medien zu verknüpfen. „Zusammen mit der Schul- und Samtgemeinde-Bücherei haben wir das Tool ,Action Bound' entwickelt, worüber zum Beispiel Schulralleys programmiert werden können“, berichtet die Plattdeutsch-Beauftragte. So kann über QR-Codes auch auf spielerische Weise Plattdeutsch erlernt werden. Ein weiteres Projekt ist der Plattdeutsche Filmwettbewerb, an dem eine Schülergruppe der KGS Tarmstedt teilnimmt.
Das Länderzentrum Niederdeutsch (LzN) dient dem länderübergreifenden Schutz, Erhalt und der Weiterentwicklung des Niederdeutschen. Schülerinnen und Schüler der KGS haben im Rahmen des Plattdeutsch-Projekts mit Hilfe eines Infografikers eine Grafik zum Thema Plattdeutsche Straßennamen erstellt. Gefördert wird das Zentrum durch den Bund.
Zusätzlich zu den Auszeichnungen „Plattdeutsche Schulen“ ernannte Kultusminister Tonne die KGS Tarmstedt zusammen mit 15 weiteren Schulen zu Modellschulen „Niederdeutsch im Sekundarbereich I“. Das Projekt will die Regionalsprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch verstärkt an Schulen bringen. Außerdem soll die Einführung von Niederdeutsch als zweite Fremdsprache vorbereitet werden.