Aktuelles
Erst rummst es, dann vibriert der Boden
„Gehört hat man nichts“, berichtet Zwölftklässler Gregor, der zum Zeitpunkt der Explosion im Physikunterricht saß. Da seien nur diese Vibrationen zu spüren gewesen. Als er und seine Mitschüler den Raum verlassen und sich unten im Forum versammeln sollten, sei ihm „beißender Geruch“ in die Nase gestiegen. Dann kam die Durchsage: Der Trakt wird geräumt, alle Schüler treffen sich im Hauptgebäude.
Die Evakuierung „hat besser geklappt als jede Übung“, findet Michael Berthold. Kollegen und Schüler hätten sehr besonnen reagiert, so der Schulleiter. „Es ist gut zu sehen, wie schnell professionelle Hilfe kommt, wenn so etwas passiert.“
Zu den Helfern zählten rund 60 Feuerwehrleute, die das Gebäude absperrten und sich später unter Atemschutz über eine Außentreppe in das betroffene Vorbereitungszimmer eines Chemieraumes begaben. Dort hatte eine Lehrerin ein Experiment für ihren Unterricht präparieren wollen.
Laut Polizeisprecher Heiner van der Werp hantierte die 47-Jährige unter einer gläsernen Schutzabdeckung mit zwei Flaschen Lösungsmitteln. Als sie denen kurz den Rücken zudrehte, habe es „richtig gerummst“. Die Frau bekam Glassplitter an die Hand, die eine kleinere Blessur verursachten. „Der Schrecken ist wohl doller als die Verletzung“, so van der Werp. Schüler seien zu keiner Zeit in Gefahr gewesen, zumal sich die Lehrerin allein in dem Zimmer aufgehalten habe.
Gefährdung lange unklar
Weil lange unklar war, ob gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt wurden, erzeugte die Feuerwehr Überdruck im Gebäude, der für eine gründliche Belüftung sorgte. „Weil es eine Schule ist, muss man ganz besonders sorgfältig damit umgehen“, so Tarmstedts Ortsbrandmeister Adrian Nötzel, der den Einsatz leitete. „Gott sei dank gab es keine verletzten Schüler.“Im Laufe des Vormittags rückten noch Experten der Chemie-Firma DOW aus Stade an. Sie nahmen im Gebäude Messungen vor, bei denen laut Nötzel eine „minimale Belastung“ durch „leicht saure Lösung“ festgestellt wurde. Der betroffene Raum sei versiegelt worden. Bis zu einer Reinigung durch eine Spezialfirma bleiben zwei Chemieräume und der Nebenraum gesperrt. Der Rest des Gebäudes sei uneingeschränkt nutzbar, was bedeutet: Es findet Unterricht statt.
Die Frage nach der Unfallursache konnten aber auch die Spezialisten nicht beantworten. „Das werden wir wohl nie erfahren“, glaubt Nötzel.